Das grosse Rätseln hat natürlich schon in der Woche vor dem Reisli angefangen. Wir tippten auf Richtung Westen "Genfersee-Jura-Region" oder dann Richtung Süden "Tessin", allenfalls auch "Innerschweiz", aber eigentlich war es egal, Hauptsache, das Wetter wäre schön und die Stimmung gut.

Die Wetterprognosen waren hervorragend und der Koffer bakam "Minimalpackung". Die grosse obligatorische Begrüssungsszene am Bahnhof Meilen musste kurz gehalten werden, denn der Zug fuhr ein und wir bald darauf ab Richtung Rappi. Nachdem uns Monika vor dem blauen Bänkli (oder war es rot?) begrüsst hatte, marschierten wir Richtung Café, wos ein kräftiges Frühstück gab, welches sozusagen für den ganzen Tag reichen sollte. Um 10 Uhr war wieder Besammlung beim roten Bänkli (oder war es blau?). Vorher besichtigten die Einen eine Ausstellung in der Nähe, die Andern die Enten am Zürichsee. Bei den Andern floss auch schon der erste Tropfen - und wie sich bald herausstellen würde, auch schon bald der letzte für lange Zeit. Über den Sattel fuhren wir dann Richtung Arth und genossen die schöne Aussicht und eine weiteren Tropfen Weiss- oder Rotwein, den wir unseren Reisli-gewohnten Spatzen Viktor und Elsi im Nachhinein nochmals verdanken!

Die Durststrecke begann dann, als wir Richtung Süden fuhren. Zuerst aber freuten wir uns auf den Tessin, denn schwarz-auf-weiss stand an der Zugscheibe "Reserviert für The singing sparrows bis Locarno". Es war heiss und unsere Kehlen trocken. Nachdem wir in alle Richtungen ausströmten, um den Restaurant-Wagen oder wenigstens das Getränkewägeli zu finden, mussten wir erfahren, dass es auf diesem Zug einfach nichts gab! Hart war es, aber wir hielten aus und freuten uns halt an der herrlichen Landschaft und dem Wassener Kirchli, das dreimal an unseren Fenstern vorbeizog. Ja, ja, die Spatzen sind bescheiden….In Locarno angekommen, wurden wir von den Autos des Agnese-Hotels abgeholt und bezogen unsere Zimmer. Ein paar von uns hatten Zimmer im 5. Stock mit wunderbarer Sicht auf den Lago Maggiore, andere eher weniger. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf: Die, welche Höherem zustrebten

(Madonna des Sasso) und die, welche den See geniessen wollten. Treffpunkt zum Abendessen war dann der Piazza Grande im Zentrum von Locarno und hier verbrachten wir einen wunderschönen, herrlich milden Sommerabend und liessen uns von italienischen Schlagern so richtig in Stimmung bringen. Leider war dann die Musik um punkt elf Uhr vorbei, weil die Locarnesi ja auch mal schlafen müssen, hiess es. Wir aber waren noch gar nicht müde und zogen nun an den See, wo wir das Eine oder Andere unserer Lieder zu Besten gaben, was wir übrigens auch schon im Zug taten, dank Steffis Flöte sogar in der richtigen Tonart.

Tessiner Nachtleben: Plötzlich tauchte genau vor unserer Nase ein kleines "Party-Boot" auf und landete. Der Kapitän musste uns nicht lange überreden, auf dem Schiff noch eine Runde zu drehen und dabei den Schlummertrunk zu geniessen. Es war herrlich, die Stimmung super und alle genossen dieses Supplement! Doch das viele Trinken forderte seinen Tribut: Die Frage nach der Entleerungsmöglichkeit tauchte auf und siehe da, es gab eine. Sie war seeeehr ungewöhnlich, bestand sie nämlich nur aus einem Loch im Schiffs-Boden.

So vermischte sich halt der Wein mit dem Lago Maggiore
und uns war wieder wohle!

Der Mond ging auf und strahlte über den See und wir hätten noch stundenlang so rumfahren können! Nachdem uns der Kapitän wieder sicher an Land gebracht hatte, strebten wir Richtung Hotel, wo Viktor und Benni uns noch die Aussicht auf ihrer Terrasse ermöglichten. Hier zeigte sich, wer sich im Griff hatte und wer nicht: es gelang nicht allen, leise zu lachen (Schreibende eingeschlossen) und so wurden wir dann halt von extern daran erinnert, wie spät es war: was, schon halb drei!!

Der Tag danach begann, wie wenn nichts gewesen wäre! Erstaunlich frisch starteten wir zum Frühstück und trafen uns dann um elf Uhr beim Bahnhof. Der Zug führte uns zurück nach Bellinzona und per Postauto gings nach Bodio ins Infocentro des neuen Gotthard-Basis-Tunnels. Nachdem wir uns noch zum Gruppenföteli formiert hatten (Viktor musste sich seeeer gedulden, sorry nochmals), und feine Speisen genossen hatten (der Thonsalat war einfach Spitze!), wurden wir mit Informationen rund um dieses Jahrhundertwerk eingedeckt. Elena, unsere Guide machte das auf spannende Art und Weise: wir waren fasziniert! Gut, zugegeben, die Einen hätten glaube ich, lieber ein Mittagsschlöfli gemacht. Wie sagte Andres so schön: das Klärli kann mir ja dann erzählen, was sie gehört hat! Wir besuchten die Ausstellung, bewunderten die Architektur des Centros und liessen uns noch kurz auf der Baustelle rumfahren, sehr beeindruckend!

Heiss war es und wir stöhnten mehr oder weniger leise vor uns hin auf dem Weg zurück zur Bushaltestelle. Die Wartezeit beim Bushäuschen verbrachten wir im Schatten des Baumes oder bei der Suche nach dem ultimativ schönsten Stein im Bach! Ab Faido sassen wir dann glücklich, müde und mit einem Frässpäckli inkl. Getränke versehen im Zug und liessen es schlafen! Das Wassener Kirchli was diesmal weniger aufregend, dafür der Zugwechsel in Arth! Hopp, hopp, schnell, schnell, wir sind spät und der Zug fährt gleich weiter, alles einsteigen, aber bitte nicht am falschen Ort. Plötzlich sass die Schreibende allein in ihrem grossen, leeren, reservierten! Abteil – weit und breit kein Spatz! Wo waren sie denn? Sie sassen im stickig-heissen Gepäckwagen und schwitzten vor sich hin! Da aber alleine in einem grossen, leeren und erst noch reservierten Abteil sitzen langweilig ist, packte sie beim nächsten Halt ihren Koffer und wechselte ins schöne, warme Gepäckwagen-Abteil! Ab Rappi gings dann ans Abschiednehmen, wie bei den 10 kleinen Negerlein, alle 5 Minuten ein paar weniger…Am Schluss blieben noch vier und auch die verabschiedeten sich in Erlenbach voneinander. Da wir offenbar ziemlich stanken – lauf Christina, die uns partout nicht zum Apéro mitnehmen wollte – machten wir uns auf den Heimweg, um zu duschen und den Abend noch gemütlich ausklingen zu lassen! Herzlichen Dank den beiden Organisatoren Monika und Peter, es war wunderschön!

Thesi-Spatz